
Geschichte
Spedition Franz Ruhrmann – auf dem Weg ins dritte JahrhundertIn unserer kurzlebigen Zeit, in der auch Transportunternehmen kommen und gehen, ist es schon außergewöhnlich, wenn eine Spedition das 200jährige Bestehen feiern kann. Der heutige Inhaber Martin Ruhrmann und seine Frau Kerstin berichten rückblickend von den Anfängen im frühen 19. Jahrhundert.

Zu seiner Zeit war Franz Georg Ruhrmann ein angesehener Mann, der es zu bescheidenem Reichtum brachte. So konnte er sich an der Werler Walburgisstraße ein schmuckes Haus bauen, dessen mit Schiefer gedeckte Front an die Sauerländer Heimat erinnerte. Das Fuhrgeschäft wurde durch seinen Sohn Andreas wesentlich erweitert. Er übernahm von den Werler Erbsälzern die Versorgung der Bevölkerung bis hin nach Soest mit Kochsalz. Die Salzgewinnung bildete Jahrhunderte lang die Existenzgrundlage der Werler Bevölkerung. Der Salzfuhrmann Ruhrmann belieferte fortan fast alle Bäcker und Metzger in Soest. Jeden Mittwoch und Samstag fuhr der von einem Pferd gezogene vierrädrige Lakenwagen über den Hellweg. Mit Salz beladen rollte die Fuhre über Westönnen, Mawicke und Ampen nach Soest. Auf dem Rückweg transportierte er Kolonialwaren aller Art, z. B. Leder und Eisen, bestimmt für die Bürger Werls und der umliegenden Gemeinden.


Mit Franz Ruhrmann trat bereits die nächste Generation in das Transportunternehmen ein. Die berufliche Laufbahn des 1929 geborenen Sohns von Fritz war ein Stück vorbestimmt. Ab 1943 erlernte er das Kfz-Handwerk und wurde anschließend zum Speditionskaufmann ausgebildet. Mitten in seiner Ausbildung erreichte ihn 1945 der Stellungsbefehl. Doch er hatte Glück. An dem Tag, an dem er zum Militärdienst antreten sollte, zogen die Amerikaner in Werl ein. Zunächst noch gemeinsam mit seinem Vater, später allein verantwortlich entwickelte Franz Ruhrmann in den folgenden Jahrzehnten den Betrieb zu seiner heutigen Größe.

Ihm zur Seite stand einige Zeit lang ein Chevrolet Fünftonner. Energie, Fleiß und Geschick des Inhabers führten dazu, dass die Geschäfte der Ruhrmanns bald wieder sehr gut liefen. Sie nahmen Teil am Aufschwung in Deutschland, dem so genannten Wirtschaftswunder. Bald standen neue LKW auf dem Hof an der Schützenstraße. 1952 kaufte Ruhrmann einen wassergekühlten Magirus-Deutz 300 S, der mit einem Kippaufbau versehen war. Oft war der kleine Klipper aber auch mit einer Plane versehen und mit einem Pritschenanhänger im Schlepp unterwegs für Werler Unternehmen.

Das Umzugsgeschäft und die Aufträge zum Transport von Neumöbeln entwickelten sich so gut, dass bereits Anfang der 1960er Jahre ein weiterer Möbelwagen mit Ackermann-Aufbau beschafft werden konnte. Ruhrmann entschied sich für den LP 321/322. Für diesen Frontlenker und den O 3500 Möbelkoffer stand ein passender Ackermann Möbelanhänger zur Verfügung. Im Nahverkehr ergänzte bald ein Mercedes-Benz LP 321 mit Pritsche und Plane den Fuhrpark. Der LP-Mercedes mit dem Ackermann-Aufbau wurde steinalt bei Ruhrmann. Noch bis Anfang der 1990er Jahre stand er im Einsatz. Im Laufe der Zeit verschwanden die Pritschenwagen zugunsten der Kofferfahrzeuge. Feste Möbelwagenaufbauten wurden ersetzt durch Wechselsysteme. Zunächst gab es das Ackermann-System, das auch unter dem Namen AWL bekannt ist. Heute sind nur noch Fahrzeuge mit BDF-Wechselsystem im Einsatz. Nach wie vor führt der Inhaber Martin Ruhrmann Umzüge durch. Das zweite Standbein sind Neumöbeltransporte, die er mit Lastenzügen der Marke Mercedes-Benz für diverse Firmen durchführt. Die in der Zeit von 1985 bis etwa 2000 durchgeführten Transporte von Segelyachten, für die spezielle Fahrzeuge vorgehalten werden mussten, haben sich mittlerweile wieder erledigt. Die Bootswerft aus dem Sauerland produziert heute nicht mehr die Stückzahlen wie damals. So konzentriert sich Martin Ruhrmann gemeinsam mit seiner Frau und allen Mitarbeitern auch im beginnenden dritten Jahrhundert der Firmengeschichte weiter auf den Transport von Neumöbeln und zieht bei Bedarf natürlich gerne jede Werlerin und jeden Werler um.